“Frau Gröschler, die Synagoge brennt.” Das hat Änne Gröschler am 10. November 1938 um ca. 3 Uhr morgens im Telefonhörer hören müssen. Aber was ist in dieser Nacht eigentlich passiert, vor allem hier in Jever? Und wie wird diesen schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit an diesem Wochenende gedacht?

Die Reichsprogromnacht fand am 10. November deutschlandweit statt. Sie war von den Nationalsozialisten organisiert und hatte das Ziel, den Juden, welche in Deutschland lebten, einen extremen Schaden zuzufügen und sie einzuschüchtern. Dazu wurde von verschiedenen Mitteln gebrauch gemacht, zum einen wurden die meisten Synagogen angezündet und niedergerissen, zum anderen wurden Juden gezielt verhaftet und ihre Häuser geplündert und verwüstet. Ein Akt von solch einer Größe machte natürlich auch nicht vor Jever halt, auch hier wurden zahlreiche Häuser geplündert, alle jüdischen Männer eingesperrt und die gerade erst neu errichtete Synagoge niedergebrannt.
Änne Gröschler, die damalige Frau vom Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde in Jever schilderte es folgendermaßen: “Ich wusste vor allen Dingen, dass wir armen Juden vogelfrei den Verbrechen ausgeliefert waren”.
Seit dem Sturz des Nationalsozialistischen Regimes bzw. der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 hat sich einiges getan. Vor allem in den letzten 30 Jahren hat die Aufarbeitung dieser scheußlichen Zeit einen Sprung gemacht, von dem man fast denken könnte, dass der oder die Springerin in der Mitte von diesem ein Stückchen geflogen wäre. Er war nämlich riesig. Das war vor allem der Arbeitsgruppe von Hartmut Peters in den 1980er Jahren zu verdanken.
Und dieser Aufarbeitung haben wir heute zu verdanken, dass wir so viel wissen, dass wir Details kennen, von jener Nacht, die endgültig gezeigt hat, wie Menschenverachtend die Nationalsozialisten gehandelt haben.
Die Gedenkveranstaltung zur Reichsprogromnacht findet am Sonntag, dem 09.11.2025 vor dem Gröschlerhaus statt. Anwesend sein werden unter anderem unser Bürgermeister Jan-Edo Albers und unser Landrat Sven Ambrosy, sowie unser Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck, der die Rede zum Gedenken halten wird.
Alle, die Interesse haben oder einfach ihre Anteilnahme an diesen schlimmen Verbrechen zeigen wollen, sind herzlich eingeladen.