Betriebsbesichtigung: Milchviehhof Weert Baack
Der Frost lag noch über den Autos und die Scheinwerfer verschwanden in der Morgendämmerung, als wir, der Erdkunde-Leistungskurs von Frau Hellmuth, sich am 11.01.2024 auf den Weg zum Hofbesuch bei Herrn Baack in Stedesdorf begaben.
Nachdem wir im Unterricht vor und nach Weihnachten bereits viel über die Landwirtschaft erfahren und gelernt hatten und zu diesem Thema auch schon ein ausführliches Referat hören durften, waren wir gespannt auf ein paar praktische Eindrücke. So konnten wir aus erster Hand Informationen zur Milchviehhaltung, zum Ackerbau und dem allgemeinen Leben als Landwirt erhalten.
Herr Baack hat uns freundlich empfangen und uns zunächst ein bisschen über die Historie der ostfriesischen Landwirtschaft und seines eigenen Betriebes aufgeklärt.
Sein Vater übernahm in den 1970er Jahren den noch deutlich kleineren Hof von seinen Eltern. Damals gab es rund 35-40 Kühe, ein Dutzend Schweine und wenige Hektar Land zu bewirtschaften, ein Angestellter hat der Familie zusätzlich unter die Arme gegriffen.
Der Familienbetrieb ist seitdem kontinuierlich gewachsen und nachdem Weert Baack die Hofleitung 2010 übernommen hat, bewirtschaftet er heute stolze 270 Hektar Acker- und Weideland. In seinen Laufställen werden täglich 360 Kühe gefüttert und gemolken, zu dem Hof gehört eine eigene Biogasanlage und sieben Mitarbeiter sorgen zusätzlich dafür, dass der Hof weiter besteht.
All dies durften wir in einem zweieinhalbstündigen Rundgang entdecken und kennenlernen und wir konnten tiefe Einblicke in den Hofalltag bekommen.
Nach dem Start bei den neugierigen Kälbern, konnten wir zusehen, wie eine Mischration für die Fütterung der Milchkühe im großen Stil angefertigt wurde und den Kühen eine Nahrungsgrundlage aus Silage, Stroh und Kraftfutter gab. Im großen Laufstall befinden sich alle Milchkühe, sortiert nach Milchleistung, tragenden und kranken Kühen. Alle Tiere waren sehr neugierig, so eine große Menschenmenge kommt auf dem Hof von Herrn Baack nicht alle Tage vorbei.
Als nächstes konnten wir einen Blick in den Melkstall werfen, in dem zweimal täglich alle Kühe gemolken werden.
Das erste Mal in aller Frühe um vier Uhr morgens und einmal nachmittags um 15 Uhr. Als Landwirt könne man laut Baack „kein Langschläfer“ sein.
Auch Wochenende und Freizeit kommen bei den harten Arbeitstagen eines Landwirts oft zu kurz und Herr Baack weiß nicht nur deswegen den Wert seiner sieben Angestellten zu schätzen. Ohne sie könnten er und seine Frau nicht in den Urlaub fahren oder sich mal zwei Tage frei nehmen, die Arbeit auf dem Hof muss täglich erledigt werden. Daher ist es umso wichtiger, dass man für seinen Beruf lebt und nicht jeden Tag gegen das Aufstehen aus dem Bett ansieht - trotzdem ist es um vier Uhr morgens sehr früh und Herr Baack legt sich nach seiner morgendlichen Kontrollrunde meist nochmal nieder.
Neben den Tieren und der Bewirtschaftung seiner Ackerflächen produziert Herr Baack in seiner Biogasanlage auch eine ganze Menge Strom. Doch anstatt diesen eigens zu nutzen, verkauft er ihn weiter.
Warum? Es rentiert sich nicht. Er kann den produzierten Strom teurer verkaufen, als er fremden Strom einkaufen muss. So springt für ihn am Ende des Tages ein positiver Saldo raus.
Zum Abschluss haben wir im Melkstall noch eine kleine Fragerunde gestartet und uns über aktuelle Themen in der Landwirtschaft ausgetauscht. Es war sehr aufklärend und interessant, mal einen Perspektivwechsel vorzunehmen und aus Sicht der Landwirte zu denken. Außerdem hatten wir durch Herrn Baack die Möglichkeit, die aktuellen Forderungen der Landwirte mal nicht nur durch die Medien und Unbeteiligten mitzubekommen, sondern einen Betroffenen aus dem Nähkästchen plaudern zu hören.
Herr Baack hat sich durchaus kritisch zu dem Thema geäußert und nicht alles gutgeheißen, was die Protestierenden für eine Meinung vertreten, oder eben auch nicht vertreten. Laut ihm seien viele Bauern nämlich auch wegen des Events mit ihren Treckern auf den Straßen und nicht nur allein aufgrund politischer Intentionen, da es vielen Demonstrierenden eben nicht nur um diese aktuelle Kürzung gehe, sondern diese, aus Sicht Etlicher, „das Fass“ der Ungerechtigkeiten und unsinnig wirkenden Entscheidungen „zum Überlaufen“ gebracht habe. Dennoch finde er es berechtigt, dass Viele ihre Stimmen erheben, da Betriebe aufgrund der Streichung von landwirtschaftlichen Subventionen um ihre Existenz bangen müssen und jährlich viel Geld verlieren. Somit sehe er den Kern des Protests als absolut richtig, weil immer mehr Leistungen verlangt werden (und das seit etlichen Jahren) und dafür aber weniger Gelder zur Verfügung gestellt wurden. Dies werde auch dadurch deutlich, dass sich andere den Protesten angeschlossen haben, u.a. die politische Vertretung der Landwirtschaft, das Niedersächsische Landvolk, der Deutsche Bauernverband, um die Position in der Politik anzubringen. Deutlich wird hierbei eben auch, wie viele andere vor- und nachgelagerten Bereiche betroffen sind, was zeigt, dass eben deutlich mehr an der Landwirtschaft hängt. In diesem Zusammenhang hat Herr Baack z.B. die massiven Schwankungen des Milchpreises in den letzten Jahren offengelegt, die ihn als Milchviehwirt mit seinem Betrieb und seinen Angestellten sehr persönlich treffen.
Auch wenn unsere Füße nach zweieinhalb Stunden zu Stein gefroren waren und wir durch die kalten Finger unsere Schnürsenkel nicht mehr aufbekommen haben, war die Exkursion ein voller Erfolg.
Man konnte richtig merken, wie viel Spaß es Herrn Baack gemacht hat, uns von seinem Alltag und Beruf zu berichten.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei ihm für die ausführliche Führung und die zahlreichen Informationen.
Als praktische Exkursion war es auf jeden Fall ein unterrichtsunterstüztender Ausflug und eine Bereicherung für den gesamten Kurs, bestimmt aber auch für Herrn Baack.