Artikel: Von Bio-Äpfeln bis zur chinesischen Zensur
Nach zwei Jahren coronabedingter Verlagerung in eine große Videokonferenz war es vergangenen Donnerstag endlich wieder soweit, dass die jährlich wiederkehrende Veranstaltung in der angemessenen Umgebung des Theaters am Dannhalm stattfinden konnte. Dieses war zwischenzeitlich auch mit einer eigenen Leinwand und einem Beamer ausgerüstet worden, so dass auch von technischer Seite alle Bedingungen für ein erfolgreiches Symposium gegeben waren.
Bei dieser Veranstaltung werden die besten Ergebnisse der Seminarfächer des aktuellen Abiturjahrgangs den Mitschülerinnen und -schülern der Oberstufe präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Eröffnungsrede hielt Herr Boës, der Fachobmann für die Seminarfächer am Mariengymnasium. Diese hatte er zum Teil von dem derzeit heiß diskutierten Textgenerator „ChatGPT“, welcher auf einer künstlichen Intelligenz beruht, erstellen lassen. Im weiteren Verlauf der Rede ging er darauf ein, dass diese zwar Chancen, aber eben auch Gefahren für das zukünftige wissenschaftliche Arbeiten mit sich bringt, und riet den Anwesenden abschließend dazu, „das Denken niemals einem Algorithmus zu überlassen“.
Dann wurde die Vortragsreihe von Anna-Lena von Somnitz eröffnet, welche zu der Förderung, den gesetzlichen Beschränkungen und den Perspektiven der Fotovoltaik in Deutschland referierte. Eindrucksvoll legte sie dabei dar, welches Potential für die Energieversorgung der gesamten Welt vorhanden ist, aber auch, welche Probleme und Hindernisse es bis dahin noch zu bewältigen gilt.
Gefolgt wurde sie von Antje Krause, welche die Möglichkeiten biomedizinischer Technologie und deren Einfluss auf unser Leben am Beispiel der Entwicklung eines künstlichen Herzens sehr plastisch vor Augen führte. Da diese Technologie aber teuer und auch nach wie vor nicht risikofrei ist, warf sie abschließend die Frage auf, wem diese Möglichkeit überhaupt offenstehen sollte, und wer darüber entscheiden soll, ob jemand ein solches künstliches Herz bekommen kann. Dies sorgte für angeregte Diskussion im Saal.
Nach einer kurzen Pause übernahm dann Talea Fellensiek. In ihrem Vortrag zum „Einfluss der früh beginnenden sportlichen Aktivität auf die motorische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ hob sie hervor, wie positiv sich bereits die frühe Ausübung von Sport, beispielsweise beim Babyschwimmen oder Kinderturnen, auf die motorische Entwicklung eines Menschen auswirkt. Dabei erklärte sie ihr theoretisches und praktisches Vorgehen in der Erarbeitung sehr anschaulich. Mentale Unterstützung bekam sie dabei von einer ihrer „Testklassen“, die sich im Vorfeld dem Deutschen Motorik-Test 6-18 gestellt hatte und Taleas Vortrag nun gebannt lauschte.
Im Anschluss begleitete Janna Picard ihre Zuhörer durchs alte Land indem sie „Die Entwicklung des Ökolandbaus am Beispiel des Bio-Apfels aus dem Alten Land - eine Betrachtung aus sozialökonomischer und biologischer Perspektive“ beleuchtete und dabei anhand eines kleinen Experiments mit dem Publikum die Notwendigkeit besagter Entwicklung verdeutlichte. So führte sie die Zuhörer in die Welt der optimalen Bodenbeschaffenheit und Pestizidbekämpfung von Apfelbäumen ein und verriet, wie durch geschickte Marketingstrategien selbst der kleinste und verschrumpeltste Apfel noch mit Freude in der heimischen Küche landet - Anschauungsmaterial inklusive.
Es folgte eine Mittagspause, die nach so viel Input von den Anwesenden dankbar für etwas frische Luft genutzt wurde, um wieder Energie für die abschließenden zwei Beiträge zu sammeln.
Sophia Maas widmete sich in ihrem Vortrag der „Nationalsozalistische[n] Ideologie: eine Untersuchung der Schuljahresberichte des Mariengymnasiums Jever der Jahre 1932/33-1938/39“, in dem sie spannende Einblicke in die Unterrichtswelt des MGs zur Zeit des Nationalsozialismus gab und herausstellte, wie stark dieses sich der Ideologie unterwarf. Auch ein Blick in die Geschichte Jevers kam dabei nicht zu kurz, sodass die Treue von Stadt und Schule dem Nationalsozialismus gegenüber sehr deutlich wurde. Die Anwesenden waren sich anschließend einig, dass diese Einblicke in die Schulgeschichte auch im Geschichtsunterricht viel stärker zum Tragen kommen sollten.
Den Abschluss der Vortragsreihe übernahm Lukas Dauen, welcher in seinem Vortrag „Der Einfluss der chinesischen Regierung auf die Medienwelt - Freie Meinung? Nein, Danke!“ anhand verschiedener Beispiele aus der Jugend- und Populärkultur aufzeigte, wie weitreichend und teilweise geradezu bizarr die Eingriffe des Staates in die Kunstfreiheit sein können. Ein nicht unerheblicher Aspekt dabei ist der Wunsch nach dem Erhalt von tradierten Werten, was die Anwesenden auch abschließend noch einmal zum Nachdenken und Diskutieren anregte.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass dieses Symposium alles hatte, was eine solche Veranstaltung gelingen lässt: Eine angemessene Atmosphäre, ein diskutierfreudiges Publikum, eine fruchtbare Arbeit der Lehrkräfte in den Seminarfächern und – natürlich als allerwichtigstes – mutige und begabte junge Menschen, die sich in komplexe Sachverhalte einarbeiten und dazu bereit sind, ihre Erkenntnisse mit anderen zu teilen und zu diskutieren. Und genau darum sollte es abschließend in der Wissenschaft immer gehen.